Der Hof

Über diesen Hof

Vor genau 100 Jahren begann die Geschichte dieses Hofes, als im August 1919 mit dem „Reichssiedlungsgesetz“ das rechtliche Fundament gelegt wurde.

Der deutsche Kaiser und die Landesfürsten hatten 1918 abdanken müssen; ihre großen landwirtschaftlichen Güter, die Domänen, wurden „aufgesiedelt“ und Tausende neue Bauernhöfe entstanden.

Mein Urgroßvater, der sein Arbeitsleben bis dato als Inspektor auf mehreren Gütern in Mecklenburg-Strelitz und schließlich auf der Domäne Meetzen bei Gadebusch verbracht hatte, wurde einer dieser neuen Bauern. Im Inflationsjahr 1923 erwarb er von der Gemeinnützigen Mecklenburger Ansiedlungs-Gesellschaft Schwerin eine Hofstelle in Paetrow, errichtete darauf den „Erbhof Nr. 6“ mit Wohn- und Wirtschaftsgebäuden und begründete seinen eigenen landwirtschaftlichen Betrieb.

Viel Zeit blieb ihm nicht, um sich an dem neuen Besitzstand freuen zu können. Er starb bereits fünf Jahre später.

Meine Urgroßmutter, die Vorerbin, übertrug 1935 „mit warmer Hand“ den Hof auf ihren jüngsten Sohn, meinen Großvater. Dieser war von seinem Vater auch als Nacherbe bestimmt worden. Nur mein Großvater hatte eine landwirtschaftliche Ausbildung genossen, während seine älteren Brüder in anderen Berufen tätig waren. Ein Bruder führte einen Kolonialwarenladen in Bad Doberan…

Auf diesem Hof bin ich in einem 3-Generationen-Haushalt aufgewachsen und habe als kleines Kind Mitte der 60er Jahre noch den lebendigen Bauernhof erlebt. Doch mein Großvater musste erst das Land und dann auch das lebende und tote Inventar in die LPG einbringen. Mein Vater, der auch gelernter Landwirt war, fand Beschäftigung in einem anderen Beruf.

Auf dem Hof kehrte Ruhe ein. Die Wirtschaftsgebäude – ihrer Bestimmung beraubt – verfielen zusehens; Scheune und Hühnerstall wurden von meinen Eltern abgerissen, nur der ehemalige Schweinestall blieb in heruntergekommenem Zustand stehen.

Schließlich wurden auch im Wohnhaus immer mehr Räume frei…

Leerstand kann Stillstand bedeuten, aber immer auch die Chance auf Neuanfang und Entwicklung.

Die letzten 10 Jahre waren von Aufräum- und Umgestaltungsaktionen sowie Reparatur-, Renovierungs- und Sanierungsarbeiten geprägt. Immer wieder neue Nutzungskonzepte habe ich entwickelt und wieder verworfen, bis ich diese Idee hatte:

Mit dem Genialwarenladen schaffe ich einen neuen interessanten Ort der Begegnung in Nordwestmecklenburg.

 

Genialität ist Mut zu sich selbst“ (Hans Kudszus)